Energiebedarf der Vögel im Frühling, Sommer, Herbst und Winter

Frühling

Wenn im Frühjahr die Tage wieder länger und die Nächte kürzer werden steigt auch der Energiebedarf der Wildvögel. Vermeiden die Wildvögel im Winter noch unnötige Aktivitäten, vor allem um Energie zu sparen, nimmt nun die Aktivität immer mehr zu.
Die Zahl der Insekten nimmt wieder zu, das Nahrungsangebot wird wieder vielfältiger.
Ab nun heißt es ein geeignetes Revier finden, dieses mit ganztägigen Gesangseinlagen zu markieren und dieses auch mit vollem Körpereinsatz zu verteidigen.
Auch die Partnersuche beginnt jetzt und erfordert ebenfalls einiges an Gesangskünsten.

Sommer

Die Zeit in der die Vögel nun aktiv sein müssen erhöht sich im Sommer nochmal auf bis zu 18 Stunden am Tag. Die meiste Energie wird durch das Fliegen verbraucht. Je länger der Tag, desto weiter werden die im Flug zurückgelegten Wegstrecken. Nun steht auch noch die kräftezehrendste Aufgabe des ganzen Jahres an, die Jungvogelaufzucht.
Für eine erfolgreiche Brut müssen beispielsweise Kohlmeisen drei Wochen lang, jeden Tag ca. 350-mal Futter zum Nest bringen um die Jungvögel damit zu füttern – insgesamt also mehr 7.000 Anflüge auf das Nest. Die Insekten müssen natürlich jedes Mal noch gesucht und gefangen werden, zwischendurch muss man auch noch vor Fressfeinden fliehen und sich gegen diese verteidigen.

Herbst & Winter

Die kräftezerrende Jungvogelaufzucht ist nun beendet, es müssen keine Revierkämpfe mehr stattfinden und die Partnerwahl spielt jetzt ebenfalls keine Rolle mehr. Die körperliche Aktivität der Wildvögel sinkt im Herbst und Winter erheblich. Die Tage werden jetzt auch wieder kürzer, die Nächte länger – mehr Zeit zum Schlafen. So ist es nicht ungewöhnlich dass Vögel im Winter in Deutschland etwa 14-16 Stunden schlafen. An „normalen“ Herbst- und Wintertagen benötigen Wildvögel keine zusätzliche Energie um sich warm zu halten. Das Aufstellen des Federkleids wirkt wie eine dicke Winter-Daunenjacke und speichert die nötige Wärme. Alle wärmeabstrahlenden Körperteile werden unter das Federkleid gesteckt, so, dass eine kugelförmigen Körperhaltung entsteht, die kaum noch Wärme abstrahlt. Ein sogenanntes „Wundernetz“ von Blutgefäßen trägt dazu bei, dass keine Wärme über die Füße verloren geht und die Vögel nicht an eisigen Ästen festfrieren. Jede unnötige Bewegung wird jetzt vermieden um den Energiebedarf an das spärliche Nahrungsangebot anzupassen.

An Tagen mit extremen Minus-Temperaturen werden körpereigne Fettreserven zur Energiegewinnung genutzt. In einer einzigen Nacht können so beispielsweise Meisen ca. 10-20% ihrer kompletten Körpermasse verlieren. Dieser Energie- und Gewichtsverlust muss schnell wieder ausgeglichen werden um die nächste Nacht zu überleben.

Was bedeutet das für die Fütterung?

Der Energiebedarf der Wildvögel ist im Sommer um ein vielfaches höher als im Winter.
Liegt der gesamte Futterverbrauch an meinen zwei Futterstationen im Winter noch bei ca. einem Kilogramm pro Tag, so sind Tage im Sommer, an denen ich ca. 10 Kg Futter nachlegen muss, keine Seltenheit. Hierbei überfressen sich Vögel nicht, sondern gleichen nur den Energiebedarf aus, den sie aktuell benötigen.
Das zeigt wie wichtig die Fütterung im Sommer bzw. wie wichtig die Ganzjahresfütterung für unsere Vogelwelt ist.