Wer Vögel im Garten füttert, wird auch immer mal wieder kranke und tote Vögel vorfinden. Wir klären welchen Effekt Futterstellen auf die Gesundheit der Vögel haben und wann es sinnvoll ist Futterstellen zu schließen.
- Einzelne kranke und tote Vögel – normal!
- Futterstellen stärken des Immunsystem
- Wann Futterstellen geschlossen werden
- Fazit
Einzelne kranke und tote Vögel – normal!
Futterplätze sind für Vögel eine sichere Nahrungsquelle, da sie zunehmen weniger natürliche Nahrung in der Natur finden. Ist eine sichere Nahrungsquelle ausgemacht, werden sich mit der Zeit eine Vielzahl von Vögeln dort einfinden. Daher sind unter den vielen Vögeln an Futterplätzen stets einige dabei, die aus verschiedenen Gründen wie Alter, Krankheiten, Parasiten oder Verletzungen geschwächt sind. Normalerweise sterben Vögel in Verstecken oder an ihren Schlafplätzen, hin und wieder kann es auch vorkommen, dass ein toter Vogel an der Futterstelle gefunden wird. Solange dies hin und wieder mal vorkommt, ist das völlig normal. Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist jedoch geboten, wenn sich Todesfälle häufen.
Ein toter Vogel auf dem Balkon oder der Terrasse ist oft das Ergebnis eines Aufpralls an einer Fensterscheibe. Hört man häufiger solche Zusammenstöße, sollte man die Scheiben durch z.B. Vorhänge oder aufgeklebte Muster für Vögel besser erkennbar machen oder den Futterplatz an eine andere Stelle verlegen.
Hin und wieder erscheinen also üblicherweise auch kranke Vögel an Futterstellen. Ein hängender Flügel deutet oft auf eine Verletzung hin, zum Beispiel durch Katzen. Innere Erkrankungen zeigen sich meist in aufgeplustertem Gefieder, einer kugeligen Körperhaltung, langsamen Bewegungen, wenig Fluchtverhalten und vermehrtem Trinken. Ursachen für solche Symptome können unterschiedlich sein, etwa Kokzidiose, Salmonelleninfektionen, Bandwürmer oder einfach Altersschwäche. Verschiedene Erkrankungen führen häufig zum gleichen Erscheinungsbild, auch wenn die Auslöser variieren. Einige Erreger wie Salmonellen und Kolibakterien können vom Futterplatz stammen, während andere, wie Bandwürmer oder bestimmte Viren oft Zwischenwirte benötigen.
Eine Futterstelle auf Grund einzelner kranker Vögel zu schließen wäre falsch.
Studie: Futterstellen stärken des Immunsystem
Eine artgerechte Fütterung trägt dazu bei, dass das Immunsystem des Vogels gestärkt wird und bestehende Krankheiten bekämpft werden. Eine wissenschaftliche Studie zeigte, dass Vögel an Futterplätzen signifikant gesünder sind, als Vögel ohne feste Futterstelle:
„Die Fütterung von Vögeln hatte im Verlauf dieser Studie einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Vögel in Zentral-Illinois, USA. Im Vergleich zu den Vögeln an Standorten ohne Fütterungsaktivität war der allgemeine Gesundheitszustand der Vögel durchweg besser, wenn Futterstellen vorhanden waren. […] Obwohl Krankheiten an Fütterungsstandorten möglicherweise häufiger auftreten, schien die Mehrheit der Vögel besser gerüstet zu sein, um mit den Folgen von Krankheiten umzugehen, da sie einen geringeren Stress (H:L-Verhältnis) und eine höhere antioxidative Kapazität aufwiesen, einen besseren Ernährungszustand durch das Wachstum hochwertigerer Federn demonstrierten und generell eine größere angeborene Immunkapazität zeigten.“
Dr. Travis E. Wilcoxen (Millikin University, USA) 2 – übersetzt
Selbst beim Ausbruch von Krankheiten wie Pocken, Bindehautentzündung und Kloakalerkrankung bleibt dieser Effekt bestehen 2. Die kontinuierliche Versorgung mit artgerechtem Futter macht Vögel also widerstandsfähiger und verbessert die Gesundheit erheblich. Selbst beim Ausbruch von Epidemien tragen Futterstellen dazu bei diese besser zu überstehen:
„Auch wenn im Falle von Epidemien immer wieder kranke Vögel auftreten oder auch mehrfach tote anfallen – unbedingt weiterfüttern, damit alle gesunden bei guter Kondition und mit starkem Immunsystem auch gesund bleiben und kränkelnde Individuen sich mit ausreichender Ernährung wieder erholen können.„
Prof. Dr. Peter Berthold 1
Selbst beim Ausbruch von Trichomonaden (Trichomonas gallinae),der Vogelgrippe (H5N1) oder dem Usutu-Virus wird von Ornithologen empfohlen, die Fütterung aus den genannten Gründen fortzuführen 1.
Diese Erkrankungen rechtfertigen keine Schließung der Futterstelle:
- Trichomonaden 1
- Usutu-Virus 1
- Vogelgrippe (H5N1) 1
Auch wenn durch diese Erkrankungen häufiger kranke Vögel an der Futterstelle zu beobachten sind, trägt die Fütterung hier dazu bei, dass sich betroffene Vögel schneller erholen.
Wann Futterstellen geschlossen werden
Die Schließung einer Futterstelle kommt nur dann in Betracht, wenn die Zahl kranker und toter Vögel spürbar stark ansteigt. Vor einer Schließung der Futterstelle sollte aber immer das staatliche Veterinärsamt kontaktiert werden um das weitere Vorgehen abzustimmen. In der Regel wird nur in besonders schweren Fällen empfohlen, die Fütterung mehrere Tage auszusetzen.
Schwere Erkrankungen, die eine Schließung der Futterstelle für einige Tage rechtfertigen:
- Salmonellose
In diesem Fall sollte man das alte Futter entsorgen, Futterspender gründlich reinigen und desinfizieren und ggf. den Boden um die Futterstelle umgraben. Auch die Wasserstelle muss gründlich gereinigt, desinfiziert werden und das Wasser gewechselt werden 1. Muss eine Futterstation geschlossen werden, ist das natürlich nur vorübergehend. Die genauer Dauer der Schließung wird vom Veterinärsamt mitgeteilt.
Fazit
Einzelne kranke und tote Vögel an und um Futterstellen sind absolut normal. Futterstellen tragen zu einem starken Immunsystem bei und schützen dadurch sogar beim Ausbruch von Krankheiten, dass Vögel nicht schwer bzw. tödlich erkranken.
Beim Auftreten beträchtlich steigender Zahlen toter Vögel wird das Veterinärsamt informiert. Dieses entscheidet ob und wie lange eine Futterstelle geschlossen und welche Maßnahmen erforderlich sind.
Quellen:
1 – Buch „Vögel füttern – aber richtig“ (Prof. Dr. Peter Berthold, 5. Auflage, Seite 114-117)
2 – Effects of bird-feeding activities on the health of wild birds (PubMed: Millikin University)
Foto:
Kristina Paukshtite (pexels.com)